Philosophie

Bis in die frühen neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts beschränkte sich die Pränataldiagnostik auf eine begrenzte Gruppe von Patientinnen und hatte daher in der öffentlichen Wahrnehmung keinen besonderen Stellenwert.  Schwangeren, die über 35 Jahre alt waren, wurde damals routinemäßig eine Amniozentese (= Fruchtwasserpunktion) zur Chromosomenanalyse angeboten.

Die Entwicklung hochauflösender Sonden in der Ultraschalldiagnostik hat inzwischen zu einer Bildpräzision geführt, die einen Teil der Fruchtwasseruntersuchungen entbehrlich erscheinen lassen.

Schon lange geht es aber nicht mehr nur um die Feststellung einer Chromosomenstörung. Die Möglichkeit, durch eine weiterführende Diagnostik eventuelle Fehlbildungen frühzeitig zu sehen und sich – etwa durch Wahl der geeigneten Klinik – therapeutisch darauf einzustellen, wird von einem Großteil der Schwangeren auch aus dem Niedrig-Risiko-Bereich eingefordert.

Der Kreis der Nutzerinnen der pränataldiagnostischen Möglichkeiten hat sich insofern in den letzten zwei Jahrzehnten vervielfacht und das Angebot ist entsprechend gestiegen.

Heute ist das Thema „Pränatalmedizin“ in der Mitte der Gesellschaft angekommen und wird äußerst kontrovers diskutiert. Diese Entwicklung hat ihre Schattenseiten, weil vielen Schwangeren eine sachliche Einstellung zu den pränataldiagnostischen Möglichkeiten zunehmend erschwert wird.

Während noch vor kurzer Zeit die Geburt eines nicht perfekten Kindes als „Schaden“ juristisch sanktioniert wurde, steht inzwischen die systematische „Ausmerzung“ etwa der Down-Kinder im Fokus der allgemeinen Kritik.

Da gerade die werdenden Mütter im besonderen Maß dem Einfluss kollektiver Meinungsbildung ausgesetzt sind, besteht bei ihnen ein erhöhter Informationsbedarf zur angemessenen Berücksichtigung persönlicher Interessen.

Deshalb möchten wir, eine Gruppe von zertifizierten Pränataldiagnostikern, Genetikern, Reproduktionsmedizinern und Laborärzten, die entstandene Informationslücke füllen und dazu beitragen, dass der Einzelfall auch wirklich individuell behandelt wird.