Endokrinologie
Endokrinologie allgemein
Die Schwerpunkte des Fachbereichs Endokrinologie sind die Diagnose und Behandlung von Störungen des Hormonhaushaltes.
Beeinträchtigungen des Hormonhaushaltes sind in der Praxis eine sehr häufige Ursache des unerfüllten Kinderwunsches, daher empfiehlt es sich, bei der Kinderwunschdiagnostik frühzeitig eine Hormondiagnostik durchzuführen.
Bei einem regelrechten Zyklusgeschehen ist das Zusammenspiel der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und den Eierstöcken (Ovarien) entscheidend. Der Zyklus ist meist 28 Tage lang und beginnt mit dem 1. Tag der Menstruationsblutung. Der Zyklus besteht aus der Follikelreifungsphase, dem Eisprung und der Lutealphase (Gelbkörperphase). Das Verständnis über den Zyklusverlauf ist entscheidend bei der Kinderwunschbehandlung, daher wird der Ablauf eines Zyklus im Folgenden kurz beschrieben:
1. Zyklusphase
In der 1. Zyklusphase – der sogenannten Follikelphase (1.-14. Zyklustag, die Länge der Follikelphase kann jedoch variieren) – wächst ein Follikel (Eibläschen) heran. Das Wachstum des Follikels wird angeregt durch das follikelstimulierende Hormon (FSH), welches in der Hypophyse gebildet wird. Das Wachstum des Follikels kann anhand des weiblichen Hormons Östradiol beurteilt werden (je größer der Follikel desto höher der Östradiol-Wert).
Eisprung
Am Ende der Follikelphase ist der Follikel ca. 2 cm groß und die Eizelle ist sprungbereit. Kurz vor dem Eisprung wird durch den starken Östrogenanstieg die Bildung des luteinisierenden Hormons (LH) in der Hypophyse angeregt und der Eisprung wird durch diesen LH-Peak ca. 12-24 h später ausgelöst.
2. Zyklusphase
Die zweite Zyklusphase – Lutealphase (Gelkörperphase) – beginnt mit dem Eisprung und ist immer 14 Tage lang. Aus den Follikelresten die im Ovar verbleiben entwickelt sich der Gelbkörper und produziert das Gelbkörperhormon (Progesteron). Progesteron und Östradiol fördern den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, so dass sich im Falle einer Befruchtung die befruchtete Eizelle einnisten kann. Ob ein Eisprung erfolgte und ob die Lutealphase vollständig ausgebildet wurde kann durch die Bestimmung von Östradiol und Progesteron beurteilt werden.
Mögliche Störungen und Diagnosemethoden
Erkrankungen an Ovar oder Hypophyse sind häufig zunächst daran zu erkennen, dass die Zyklusblutungen nicht mehr regelmäßig erfolgen oder völlig ausbleiben. Welche Ursache der Störung zugrunde liegen, kann durch die Bestimmung der o.g. Hormone FSH, LH, Östradiol und ggf. Progesteron ermittelt werden. Die häufigsten hormonellen Ursachen einer Infertilität sind eine hypophysäre Dysfunktion, ein polyzystisches Ovarsyndrom oder eine verminderte ovarielle Reserve.
Die hypophysäre Dysfunktion wird meist durch Stress verursacht. Der Stress führt dazu, dass nicht mehr genug FSH und LH ausgeschüttet werden um das Zyklusgeschehen aufrecht zu erhalten.
Ursächliche Stressfaktoren können unterschiedlichster Art sein, am häufigsten sind Untergewicht, übertriebener Ausdauersport und psychischer Stress (Belastungssituation, Depression, Angststörung).
Beim polyzystischen Ovarsyndrom (PCO-Syndrom) handelt es sich um eine Erkrankung, bei der das Ovar zu viele männliche Hormone bildet und viele kleine Zysten aufweist. Dies wird verursacht durch eine gesteigerte LH-Ausschüttung über den gesamten Zyklusverlauf. Neben den Zyklusstörungen treten hier häufig Androgenisierungserscheinungen wie vermehrte Behaarung, Akne oder Haarausfall auf. Häufig findet sich, dass PCO-Syndrom bei übergewichtigen Patientinnen. Neben den klinischen Befunden und dem Ultraschallbefund des Ovars kann die Diagnose durch die Bestimmung von FSH, LH und der männlichen Hormone (Testosteron, DHEA-S und Androstendion) gestellt werden.
Die Anzahl der Follikel nimmt mit steigendem Alter immer weiter ab und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein ovulatorischer Zyklusverlauf eintritt. Ein höheres Alter mit eingeschränkter Ovarialreserve ist daher eine der häufigsten Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch. Zudem steigt mit dem Alter auch die Wahrscheinlichkeit, dass chromosomale Störungen auftreten können. Ein Abfall der ovariellen Reservekapazität führt zu einer Verminderung der Östrogen-Synthese und kompensatorisch führt dies zu einem Anstieg der FSH-Konzentration, so dass die ovarielle Reserve durch die Bestimmung von FSH abgeschätzt werden kann. Eine weitere Möglichkeit zur direkten Bestimmung der Ovarialreserve ist die Bestimmung des Anti-Müller-Hormons (AMH), welches von den Follikeln gebildet wird und mit der Ovarialreserve korreliert.
Neben den genannten, unmittelbaren Störungen von Hypophyse und Ovar können auch andere Hormonstörungen mittelbar zu einer Störung der Ovarfunktion führen. Dazu gehört u.a. eine Störung der Schilddrüsenfunktion oder eine vermehrte Bildung von Prolaktin (Milchhormon) in der Hypophyse. Diese Störungen können durch eine Bestimmung von TSH, FT3, FT4 und Prolaktin ausgeschlossen werden.
Fazit
Zusammenfassend können durch eine zielgerichtete Hormondiagnostik alle hormonellen Ursachen eines unerfüllten Kinderwunsches ausgeschlossen werden.
Hierzu empfiehlt sich am
3. Zyklustag die Bestimmung von
- TSH,
- FT3,
- FT4,
- FSH,
- LH,
- Östradiol,
- Prolaktin,
- Testosteron,
- SHBG,
- DHEA-S
- und Androstendion.
Am ca. 12. Zyklustag empfiehlt sich neben der sonographischen Darstellung des Follikels die Bestimmung von Östradiol und LH (Follikelwachstum? LH-Peak?) und 7 Tage nach der Ovulation empfiehlt sich die Bestimmung von Östradiol und Progesteron (Gelbkörperphase intakt?).